Wie geht es weiter mit dem Kronstädter Bahnhof?

Außer den Malereien an den Wänden wurde nichts wirklich getan. Fotos: die Verfasserin

Im August 1962 traf der erste Zug am Kronstädter Bahnhof ein. Damals galt er als der schönste und modernste Bahnhof landesweit. Das ist heute, mehr als 60 Jahre später, kaum zu glauben. Denn „das Tor zur Stadt“ ist nicht gerade ein Vorzeigeplatz. Obwohl es sich um einen der wichtigsten Verkehrsknoten im Land handelt. Jeden Tag halten über 150 Züge hier, viele von ihnen sind internationale Züge.

Nicht gerade ein Vorzeigeplatz

Die meisten Züge, die weiter fahren, halten etwa 15 Minuten am Kronstädter Bahnhof. Genügend Zeit für Fahrgäste, auszusteigen und sich etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen (in den meisten Zügen wurden die Bordrestaurants abgeschafft). Aber die Kiosks an den Bahnsteigen, wo man früher Kleinigkeiten für unterwegs kaufen konnte, sind alle geschlossen und stehen vor dem Zerfall. Der Anblick ist nicht gerade schön, wenn man in Kronstadt aus dem Zug steigt. Geht man ins Bahnhofsgebäude, findet man ein spärliches Angebot: ein paar Automaten, ein Kiosk, wo warme Brötchen verkauft werden, ein Fornetti-Laden, eine Apotheke, die meistens geschlossen ist. Überhaupt will man sich hier nicht zu lange aufhalten: das Bahnhofsgebäude ist schmutzig, die Fassaden bröckeln, bei jedem Schritt wird man von Bettlern verfolgt, die Kassiererinnen sind unfreundlich und der Tunnel, der in den Tractoru-Park führt, ist dunkel und stinkt.

Intelligente Toilette bereitet Probleme, neuer Busterminal ist fast fertig

Einige Modernisierungen wurden trotzdem vorgenommen. Seit Beginn des Jahres verfügt der Bahnhof über eine intelligente Toilette. Es gibt keine Angestellten mehr, die die Leute in die Toi-lette hineinlassen. Stattdessen wurden intelligente Automaten und Drehkreuze installiert. Doch das neue System bringt den Fahrgästen mehr Ärger als Hilfe. Geldscheine werden kaum akzeptiert, Kartenzahlungen sind unmöglich. Vor den Automaten bilden sich große Menschenschlangen und die Leute sind unzufrieden.

Ein anderer Schritt zur Modernisierung ist auch der Bau des neuen Busterminals vor dem Bahnhof. Denn der Anblick der heruntergekommenen Kiosks, der sich den Touristen bisher bot, war desolat. Nach Abschluss der Modernisierungsarbeiten wird, laut Bürgermeister Allen Coliban, vor dem Bahnhof der größte Busterminal der Stadt liegen. Es sind insgesamt 12 Busstationen vorgesehen.

Die Taxis halten zurzeit in der Nähe des Unirea-Shoppingzen-trums. Doch sind die Taxifahrer, die sich in der Nähe des Bahnhofs aufhalten, noch immer unverschämt und frech. Besonders wenn man spät in der Nacht am Bahnhof ankommt, wenn es schneit oder regnet und viele Leute auf Taxis warten müssen. Zuerst fragen sie, wohin man fährt und nachher nennen sie einen Preis – der immer 50 Lei überschreitet, obwohl die Fahrt normalerweise nicht mehr als 20 Lei kosten müsste. Besonders ausländische Touristen versuchen sie auszutricksen. „uns hat ein Taxifahrer 100 Lei bis ins Stadtzentrum verlangt“, erzählen ein paar Touristen aus Spanien. „Ein Glück, dass wir die Uber-App installiert haben und fast zehn Mal weniger zahlen mussten“.

Teil eines EU-Modernisierungs-programms

Bürgermeister Allen Coliban wird dauernd die Frage gestellt, was die Stadtverwaltung in der Bahnhof-Angelegenheit unternehmen wird. Seit einigen Jahren besteht bereits der Vorschlag, die Stadt solle die Verwaltung und Instandhaltung des Bahnhofs vom Transportministerium übernehmen. Doch dafür gibt es geringe Chancen.  Der Bahnhof ist  Teil des Modernisierungsprogramms der EU für die rumänische Eisenbahn und zwar der Teilstrecken Kronstadt  – Schäßburg und Kronstadt – Predeal, das vom Transportministerium umgesetzt wird. Denkbar sei aber eine Zusammenarbeit bzw. Partnerschaft zwischen der Kronstädter Stadtverwaltung und dem Verkehrsministerium in den Bereichen, die nicht direkt in Verbindung mit der Verkehrssicherheit stehen, zum Beispiel Dienstleistungen an Kunden, Sauberkeit, Vermietung von Räumlichkeiten. Für solche Initiativen äußere das Bürgermeisteramt seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit in der Hoffnung, so Konkretes für bessere Zustände am Hauptbahnhof unternehmen zu können.